fl. 1892
Wenn über Blumenau’n im
Thalesgrunde,
Nach heißen Tages überstand’nen
Mühen,
Der Weg uns führt, den wir
durch’s Leben ziehen,
Da weilen gern wir eine sel’ge
Stunde.
Und wenn das Schicksal dann mit
ehr’nem Munde
Das kann genoss’ne Glück gebeut
zu fliehen
Nach kurzer Rast, die es uns
spät verliehen:
Da klagt das Herz in Wehmuth ob
der Kunde.
So war auch mir’s, da mich in
diesen Tagen
Das Schicksal riß von nicht
geahnten Freuden –
Warum? wohin? nicht kann ich
Antwort sagen.
Doch der den Lenz in junge
Rosen kleiden,
Und rufen wird der Nachtigall
zu schlagen,
Der läßt uns wiedersehn, wovon
wir scheiden.
fl. 1892
Sie wissen’s wohl, daß sie
nicht recht sich lieben;
Oft fühlten sie im Herzen
selbst die Wunde,
Und oftmals hörten sie aus
fremdem Munde:
Euch wird, wie Spreu, des
Lebens Sturm zerstieben.
Und wieder dann, vom raschen
Blut getrieben,
In heit’ren Schwärmens
jugendlicher Stunde,
Verschworen sie sich, treu zu
sein dem Bunde,
Solang ein Hauch dem Letzten
sei geblieben.
O daß dem Drang sie folgten
unverdrossen!
Doch ist ihr Geist dem eit’len
Sinn ergeben,
Ihr Herz zu eng, und ihr Gemüth
verschlossen.
Die Jugend flieht, und mit dem
freien Streben
Und mit dem schönsten Glück,
das sie genossen,
Begraben sie des Herzens
Liebeleben. -
fl. 1892
Da ich durchwallt in diesen
Wintertagen
Des Friedhofs schneebedeckte Gräberhallen,
Wie hat es mich erfreut, daß
ich vor allen
Die deine sah ein blühend
Röslein tragen.
Braucht es der Antwort, wenn
wir zweifelnd fragen,
Ob mit des Liedes letztem
Wiederschallen
Die Geister auch, ein Spiel der
Lust, verhallen,
Braucht es der Wunder mehr, als
dies, zu agen?
So ist die Rose, die im Schnee
sich hält,
Mir deines Lebens ein
verbürgtes Siegel,
Das ewig währt, ob auch die
Hülle fällt.
Es sprengt das Lied der dunklen
Pforte Riegel,
Uns Botschaft bringend aus
verborg’ner Welt,
Und blüht als Rose auf des
Grabes Hügel.
fl. 1892
In mancher Brust wohl ruht die
gold’ne Saite,
Die in sich trägt des Lied’s
geheime Wogen;
Die jedem Reiz empfindlich
angezogen,
Des Hauch’s nur harret, der
darüber gleite.
Und sieh, da regt sich’s, wie
zu holdem Streite!
Bald mild und stärker in der
Leyer Bogen,
Wie Hauch des Frühling’s hör’
ich’s ziehn und wogen,
Und horch! zu Wunderklängen
schwillt die Saite.
Doch ach! was ist’s, daß
ungestüm und bange
Der Ton erbebt, und rauscht die
Luft, die linde?
Der Zephyr wächst zu wilden
Sturmes Drange.
Ob auch der wunderbare Ton
nicht schwinde,
Wohl lausch’ ich ängstlich nach
dem letzten Klange –
Die Leyer doch, sie ist
verstummt im Winde.
fl. 1892
Die Stätte, da du weiltest, ist
nun leer!
Du gingest fort aus den
gewohnten Räumen
Und ewig schloß mit deines
Grabes Säumen
Sich auch die Pforte deiner
Wiederkehr.
So manches Zeichen seh’ ich
ringsumher
Der Bilder, die wir einst in
Liebesträumen
Uns ausgemalt mit unsrer
Hoffnung Schäumen –
dein Bild allein – ich find’ es
nimmermehr.
Noch steht der Sessel, der so
oft das Glück
Des traulichsten Vereines uns
geliehen,
Nach manchen Tags mißgünstigen
Geschick.
Noch einmal will ich vor ihm
niederknieen,
Als säßest du noch dort mit
sanftem Blick –
Und dann auf ewig diese Stätte
fliehen.